KYC - Know Your Customer / Deine Rechte als Spieler

Glücksspiel kann so einfach sein. Man verlässt das Haus, geht oder fährt Richtung Wettbüro, Casino oder Spielhalle, legt seinen Personalausweis vor und schon kann es losgehen. Doch die Spielerzahlen in den Einrichtungen sind rückläufig, da die Möglichkeiten zum online Wetten den Markt übernommen haben. Damit einher geht allerdings auch, dass die Erlaubnis zum Wetten oder Spielen nicht mehr ganz so leicht zu erlangen ist – oder etwa doch?

Während man vor Ort die Spielerlaubnis unkompliziert und problemlos mit dem Vorzeigen eines Personalausweises erhält, ist bzw. war die Verifizierung der eigenen Person und die damit verbundene Legitimation zum Spielen bei Online-Wetten häufig gar nicht so einfach. Gerade als die ersten Online-Wettmöglichkeiten angeboten wurden, waren die Registrierungs- und Verifizierungsprozesse mühsam und langwierig. Es mussten Ausweis-Kopien, Fotos und weitere Nachweise per Post versandt werden und bevor das Wett- und Spielerlebnis wirklich losgehen konnte, vergingen einige Tage oder sogar Wochen.

Glücklicherweise befinden wir uns aber im Zeitalter der Digitalisierung und die immer schneller werdende Welt und vor allem die immer weiter voranschreitende Digitalisierung erleichtern die Legitimationsprozesse. Dies bringt nicht nur Vorteile für Neukunden, die schneller einsteigen können, sondern auch für die Unternehmen, da auch sie schneller handeln können.

Gleichzeitig birgt die Digitalisierung aber auch gewisse Risiken und Probleme, vor allem in ihrer Anfangszeit. Angefangen bei Passfälschungen und Registrierungen von Minderjährigen, über kriminelle Aktivitäten wie Korruption oder Geldwäsche bis hin zur Terrorismusfinanzierung, werden bzw. wurden Wege gefunden, das Fehlen der altbekannten, aber vermeintlich sicheren Face-to-Face Legitimierung ausnutzen.

Nicht nur die Glücksspielindustrie, sondern auch andere Unternehmen, bei denen finanzielle Transkationen im Mittelpunkt sind, stehen und standen vor diesen Schwierigkeiten und tragen eine immer größer werdende Verantwortung. Einerseits müssen kriminelle Aktivitäten unterbunden und verhindert werden, andererseits soll eine schnelle und sichere Legitimation ermöglicht werden. Dazu kommt eine riesige Menge an sensiblen Daten, mit der die Unternehmen sorgsam umgehen müssen.

Erfreulicherweise gibt es mittlerweile aber sowohl für die Unternehmen als auch für die Kunden, immer unkompliziertere Prozesse, die Risiken minimieren und gleichzeitig Sicherheit und Legalität versprechen. Einer davon ist der sogenannte KYC-Prozess, der Know Your Costumer-Prozess.

KYC - Know Your Customer

KYC – Know Your Customer – Definition

KYC steht für „Know Your Costumer“ und heißt wörtlich übersetzt: „Kenne Deinen Kunden“. Die Bedeutung ist schnell erklärt: Wettanbieter und andere Unternehmen sind dazu verpflichtet, ihre Kunden zu „kennen“, also die dafür notwendigen, persönlichen Information zu erfassen. Dem Kunden kann nach Erfassung und Überprüfung der Daten also nicht nur die Spielerlaubnis erteilt werden, auch hat das Unternehmen die Möglichkeit jedem Kunden bzw. Usernamen, eine „echte Person“ zuzuordnen.

KYC-Prozess

Über den sogenannten KYC-Prozess erhalten die Unternehmen ihre Daten und lernen ihre Kunden/User kennen. Zunächst einmal muss sich jeder Kunde auf der jeweiligen Website registrieren. Während dies meistens einfach ist und durch die Angabe von Daten passiert, muss der Kunde im nächsten Schritt die Richtigkeit der Daten belegen.

Diesen Prozess von Registrierung bis Überprüfung der Identität des Kunden wird als KYC-Prozess bezeichnet. Unternehmen können damit verhindern, unerlaubte und ungewollte Geschäftsbeziehungen zu Minderjährigen oder kriminellen Personen einzugehen. Der KYC-Prozess stellt also sicher, dass der Kunde auch derjenige ist, für den er sich ausgibt. In manchen Bereichen wird anstatt KYC, der Begriff AML genutzt. AML steht hier für „Anti Money Laundering“. Wie genau der KYC-Prozess abläuft und welche Daten dabei abgefragt werden ist nicht immer identisch.

Klar ist, dass die gängigsten persönlichen Daten immer abgefragt und angegeben werden müssen. Der korrekte Vor- und Zuname sowie die aktuell geltende Wohnadresse inkl. Land gehören bei allen seriösen Anbietern zu den Standardangaben. Da Glückspiel grundsätzlich erst ab dem vollendeten 18. Lebensjahr erlaubt ist, muss selbstverständlich auch das Geburtsdatum angegeben werden. Weitere erforderliche und daher auch häufig abgefragte Daten, sind Bankdaten, das Geschlecht, Geburtsort, eMail-Adresse, Username und/oder Telefonnummer. Auch Daten wie die Sozialversicherungsnummer werden in einigen Branchen eingefordert.

Da solche Angaben im Netz aber grundsätzlich von jedem gemacht werden können, müssen diese Daten in einem weiteren Schritt verifiziert werden.
Die Überprüfung der Mail-Adresse findet üblicherweise über das Zusenden eines Links statt. Ein Klick auf den Link reicht bereits aus, um die Korrektheit der Mail-Adresse zu bestätigen. Der wohl wichtigste Schritt, um seine Identität zu bestätigen, ist die Vorlage eines Personalausweises. War dieser Schritt früher häufig nur per Post durchführbar, ermöglicht die Digitalisierung heute eine wesentlich schnellere und unkompliziertere Abwicklung.

So ist es beispielsweise möglich, den Ausweis abzufotografieren oder zu scannen. Gerade das Smartphone stellt hier eine große Erleichterung dar. Neben dem Personalausweis muss häufig noch ein weiterer Nachweis über die aktuelle Adresse eingereicht werden. Dies kann beispielsweise die Meldebescheinigung des Einwohnermeldeamtes sein, viele Unternehmen geben sich aber auch mit anderen Dokumenten zufrieden, auf denen Name und Adresse erkennbar sind, z.B. eine Stromrechnung.

Bei vielen Anbietern ist es außerdem üblich ein Foto einzusenden, auf dem man in die Kamera schaut und gleichzeitig den Ausweis in die Kamera hält. Auch ein Video ist bei einigen Anbietern bereits eine Möglichkeit zur Identitätsbestätigung. Hier kann entweder ein Video eingesendet werden oder man geht mit dem Kundenservice in einen Videochat, in dem man seine eigene Identität über das Vorzeigen von Ausweis und Dokumenten verifizieren kann.

Viele Kunden denken, dass das Versenden dieser sensiblen Daten mit einem gewissen Risiko behaftet ist. Doch hier gilt, dass es bei den seriösen Anbietern keinen Grund zur Sorge gibt. Die meisten Datenschutzrichtlinien klären bereits im Vorfeld darüber auf, welche Daten erhoben werden und natürlich auch, was mit den jeweiligen Daten passiert.

Exkurs:
Interessant ist KYC nicht nur für Unternehmen der Glücksspielbranche. Vor allem im Finanzsektor oder der Versicherungsbranche ist KYC nicht mehr weg zu denken. Ein Großteil aller Unternehmen, die im Kundenkontakt stehen, erstellen KYC-Profile und fragen dabei weitere Daten ab. Der Zweck der jeweiligen Geschäftsbeziehung wird hinterlegt, ob der Kunde berufstätig ist und in welchem Bereich er arbeitet gehört ebenfalls in das jeweilige Profil, genauso wie beispielsweise die Fragen danach, wie Ursprung und Herkunft des Vermögens zu beurteilen sind. Weiterhin gehört es teilweise bereits zum Standard, dass Unternehmen ihre Kunden anhand des KYC-Profils bewerten und in verschiedene Risikoklassen einteilen. Dabei können z.B. Umfang der Zahlungen oder die Art der Zahlungen Einfluss auf die Klassifizierung nehmen.

 

Hintergründe und Rechtsgrundlage

Wenig überraschend ist, dass die meisten Länder eigene Gesetze in Bezug auf die Themen Glückspiel, Geldwäsche oder Terrorismusbekämpfung haben. In der Schweiz gibt das „Geldwäschereigesetz“ die wichtigsten Grundlagen und Richtlinien vor und dient als Grundlage für die KYC-Prozesse. Die 4. und 5. EU-Anti-Geldwäsche-Richtlinien ergänzen das Geldwäschereigesetz für den europäischen Raum und geben weitere Rahmenbedingungen in Bezug auf Sicherheit und Seriosität.

Wie bereits zu Beginn erwähnt sind kriminelle Aktivitäten, wie Korruption und Geldwäsche sowie Terrorismusfinanzierung oder Betrug wichtige Aspekte, die von Unternehmen durch die Überprüfung ihrer Kunden bzw. den KYC-Prozess verhindert werden sollen. Somit schützen sich Unternehmen durch die Prozesse auch selbst. Auch in Deutschland gibt es ein „Gesetz über das Aufspüren von Gewinnen aus schweren Straftaten“. Zusätzlich bietet hier der Glücksspielstaatsvertrag den rechtlichen Rahmen für Online-Glücksspiele. Jeder Kanton kann diesen Rechtsrahmen aber individuell gestalten.

Fakt ist jedoch, dass die KYC-Prozesse mittlerweile fast überall zum Standard gehören und die Gesetze, Regelungen und Erlasse darauf abzielen, dass Online-Glücksspiel sicherer und fairer zu gestalten. Interessant Side-Fact: „Standard-Kleinkunden“ können von einer generellen Überprüfung ausgeschlossen werden, wenn sie keine besonders umfangreichen oder außergewöhnlichen Geschäfte tätigen wollen. Trotzdem sammeln Unternehmen die Daten, um bei möglichen Unregelmäßigkeiten oder Auffälligkeiten tätig werden zu können.

Vor – und Nachteile

Die Vorteile überwiegen beim Thema KYC. Unternehmen können Profile „echten Menschen“ zuordnen und damit ihre Seriosität steigern. Auch der Kunde profitiert dadurch, da er sich in einem sicheren Umfeld bewegt. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass Unternehmen einen erheblichen Beitrag zur Bekämpfung krimineller Aktivitäten leisten, in dem ihre Kunden den KYC-Prozess durchlaufen. Gleichzeitig können Sie die erhaltenen Daten auch zu Werbezwecken nutzen, was für die Unternehmen lukrativ sein kann.

Genau hier liegt aber auch der größte Nachteil für die Kunden. Die Datenschutzrichtlinien geben zwar Aufschluss über die Verwendung der Daten, doch manchmal sind sie geschickt formuliert und lassen den Kunden im Unklaren, was genau mit den Daten passiert. Auch bei möglichen Hacker-Angriffen könnten Daten verloren gehen und damit Identitäten gestohlen werden. Dieses Risiko bleibt online jedoch niemals aus, egal ob ich beispielsweise eine Mail-Adresse einrichte, irgendwo ein Profil erstelle, online etwas einkaufe oder andere finanzielle Transaktionen durchführe.

KYC – Fazit

KYC ist die neue Form der Ausweiskontrolle. Was im Wettbüro, Casino oder der Spielhalle mit einem Blick auf den Personalausweis erledigt ist, geschieht online mittlerweile auch schon in Echtzeit. Das Versenden von Kopien per Post ist nur noch selten nötig, denn Scans und Fotos können einfach hochgeladen werden. Noch einfacher wird es per Videochat, so dass die Überprüfung kaum mehr länger dauert als „vor Ort“.

Unternehmen können sicherer und seriöser arbeiten und kriminelle Machenschaften werden verhindert. KYC gehört mittlerweile zum Standard und macht das Wetten und Spielen für Alle etwas sicherer.

FAQ

Wozu dient der KYC-Prozess?

Der KYC-Prozess dient den Unternehmen dazu, den Kunden besser kennen zu lernen. Die internationalen Mindeststandards zur Identifizierung von Neukunden sollen dabei helfen kriminelle Aktivitäten wie Korruption, Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu bekämpfen.

Von wem werden KYC-Prozesse genutzt?

KYC-Prozesse sollten vor allem von Unternehmen und Institutionen genutzt werden, deren Hauptgeschäft sich mit finanziellen Transaktionen beschäftigt. Auch im Glücksspielbereich sind KYC-Prozesse also von Bedeutung.

Stellt der KYC-Prozess für Kunden ein Risiko dar?

Grundsätzlich nicht, solange man nichts Illegales gemacht hat. KYC-Prozesse fördern die Sicherheit und schaffen ein seriöses Umfeld.
Die Datenschutzrichtlinien geben zudem Auskunft darüber, was mit den Daten geschieht. Grundsätzlich helfen KYC-Prozesse dabei faires und sicheres Glücksspiel zu ermöglichen.